Was bedeutet „Überdiagnose“ und wie häufig kommt sie beim Screening vor?

Der Begriff Überdiagnose im Mammographie-Screening bedeutet, dass ein im Screening entdeckter Brustkrebs zu Lebzeiten der Frau wahrscheinlich nie auffällig geworden wäre und auch keine Beschwerden hervorgerufen hätte.

Realistische Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10 bis 20 Prozent der im Screening entdeckten Brustkrebstumore einer Überdiagnose entsprechen. Überdiagnosen können vor allem auftreten bei langsam wachsenden Brustkrebsarten und insbesondere bei Vorstadien von Brustkrebs, dem sog. DCIS (duktales Carcinoma in situ, siehe Frage 13: „Was bedeutet „DCIS“?). Grund ist, dass bei dieser Art von Tumoren zwischen Diagnose und Tod durch Brustkrebs bei unbehandeltem Tumor zehn Jahre und mehr liegen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tod aufgrund anderer Ursachen eintritt, nimmt bei langsam wachsenden Tumoren, insbesondere bei langsam wachsenden DCIS-Formen, und bei höherem Alter der Frau zu.

Das Problem dabei ist, dass bei diesen Brustkrebsformen nicht vorhersagbar ist, bei welcher Frau der Brustkrebs vermutlich zeitlebens keine Beschwerden hervorgerufen hätte und bei welcher doch.

Wichtig ist deshalb, dass die Therapie in höchstem Maße qualitätsgesichert, und dem Stadium der Erkrankung angemessen, durchgeführt wird. Das bedeutet, dass sie individuell angepasst und mit der Frau besprochen wird. Dabei sind z.B. die Risiken, Nebenwirkungen, Alter und Begleiterkrankungen zu berücksichtigen. Bei frühen Stadien des Brustkrebses sind die Eingriffe meist schonender.